Mode und Nachhaltigkeit – was man als „Fashionista“ tun kann!

Mode und Nachhaltigkeit – was man als „Fashionista“ tun kann! Mode und Umweltbewusstsein – wie verträgt sich das miteinander?

Wir alle lieben Mode und wir lieben unsere Kleidung. Wir kaufen – wenn möglich –  modische Kleidung aus Naturfasern wie Baumwolle, Seide und Wolle und beruhigen damit unser schlechtes Gewissen. Ab und zu lesen wir einen Artikel über Pestizide in der Kleidung, über den hohen Wasserverbrauch beim Anbau von Baumwolle, über ausbeuterische Arbeitsbedingungen in den Sweatshops in Asien, über Kinder, die unsere billigen Pullover besticken und es beschleicht uns ein unangenehmes Gefühl.

Mode und Nachhaltigkeit

Aber wir beschwichtigen uns damit, dass das ja alles weit weg geschieht und wir als Einzelne ohnehin machtlos sind. Die Politik müsste einschreiten, die Produzenten müssen für bessere Arbeitsbedingungen und gerechten Lohn sorgen. Wir können den Weg unserer Kleidung eh nicht nachvollziehen und es sind ja nicht nur die Billigketten, die so produzieren lassen sondern auch die hochwertigen Labels. Wie soll man sich da auskennen?! Es scheint ein unauflösbares Dilemma zu sein.

Dabei können wir sehr wohl etwas tun, und zwar jede von uns. Denn ich finde, es gibt schon einige Möglichkeiten um gegenzusteuern:

1. Weniger kaufen

Ja, unsere Kleiderschränke sind voll. Wir besitzen genug Kleidungsstücke, um die nächsten 10 Jahre angezogen zu sein. Dennoch fällt es uns schwer, der Werbung und einem günstigen Preis zu widerstehen. Wie oft haben wir schon Kleidungsstücke gekauft, die wir nicht brauchen. Ganz einfach,  weil wir der Versuchung eines billigen Schnäppchens erlegen sind.

„Ach, das ist ja so reduziert!“

„Bei dem Preis braucht man nicht nachzudenken!“

„Wenn es im nächsten Jahr aus der Mode ist, ist es auch nicht schade um das Geld!“

Aber das ist ein sehr kurzsichtiges Denken und wir betrügen uns damit selbst. Wie oft entpuppt sich das „Schnäppchen“ als absoluter Fehlkauf, das zu nichts in unserer vorhandenen Garderobe passt. Manches ist von so mieser Qualität, dass schon nach dem ersten Waschen der Saum herunterhängt oder die Nähte des T-Shirts sich verdrehen.

Diese Enttäuschung könnten wir uns ersparen, wenn wir nicht auf die Verlockungen hereinfallen. Stattdessen weniger und bewusst einkaufen. Wenn wir uns genau überlegen, welches zusätzliche Teil wir uns kaufen wollen, um unsere vorhandene Garderobe zu ergänzen.In welcher Farbe und in welchem Schnitt es am besten zu uns passt. Und uns nur mit dem Bestmöglichen zufrieden geben. Denn wenn wir ehrlich zu uns sind, besitzen wir alle genug Kleidung und jedes zusätzliche Teil belastet die Umwelt. Wie man Basics richtig einsetzt und wie vielseitig man sie kombinieren kann, zeige ich in meinen Artikeln Klassiker im Kleiderschrank: die hellblaue Bluse oder Klassiker im Kleiderschrank: Der Cardigan

2. Fast Fashion meiden

Mode und Nachhaltigkeit – was man als „Fashionista“ tun kann! Fast Fashion bedeutet, dass es alle 14 Tage eine neue Kollektion in den Läden gibt. Dabei werden gute Designs der Modemacher abgekupfert ohne Ende, die Teile werden blitzschnell und mit „heißer Nadel“ genäht. Das sieht man oft daran, dass Fäden noch herunterhängen, Reißverschlüsse schief eingenäht sind, die Passformen und Größen sich als abenteuerlich herausstellen. Nur auf das Design und den schönen Schein kommt es an! Will das heute tatsächlich noch jemand?

3. Im eigenen Kleiderschrank shoppen

Wieviele Teile hängen in Ihrem Kleiderschrank, die Sie selten oder gar nicht tragen? Oft greifen wir nur nach den gängigen Lieblingsteilen und vergessen so manches Stück, das immer weiter nach hinten rutscht. Weil wir mit der Farbe oder Passform unsicher sind. Weil wir nichts Passendes dazu finden.

Nehmen Sie sich an einem ruhigen Nachmittag genau solche Teile vor und probieren Sie diese an! Suchen Sie Kombipartner! Seien Sie mutig im Zusammenstellen mit anderen Farben! Es macht Spaß und kostet nichts außer ein wenig Zeit. Vielleicht finden Sie eine Freundin und Sie können sich zusammentun. Es wird bestimmt ein kurzweiliger Nachmittag!

4. Selber nähen oder stricken

Er kommt wieder in Mode, der Do-it-yourself-Gedanke. Junge Frauen tauschen Tipps und Schnitte aus, auf DAWANDA und etsy werden selbstgenähte Produkte verkauft und auf youtube gibt es Filme mit Nähanleitungen. Viele Frauen entdecken wieder oder neu, wieviel Spaß es macht, ein Kleidungsstück selbst zu entwerfen. Was für eine Freude es ist, den Stoff oder die Wolle auszusuchen, den Schnitt auf die eigenen Vorstellungen anzupassen und dann stolz das individuelle Ergebnis zu tragen.

Zusätzlich kann sich, wer ein paar Grundkenntnisse im Nähen beherrscht,  oft selbst mit Änderungen helfen. Ein alter Rock bekommt ein ganz anderes modernes Gesicht, wenn der Saum gekürzt oder der Bund verändert wird. Eine alte Jeans kann ganz einfach umfunktioniert werden, ein T-Shirt auf Figur gebracht werden. Der Fantasie und dem Einfallsreichtum sind keine Grenzen gesetzt. Dazu macht es  Spaß, das entstandene „neue“ Teil ist oft originell und individuell. Billiger als etwas Neues zu kaufen ist das Endprodukt dazu auch noch.

5. Eine Änderungsschneiderei suchen

Mode und Nachhaltigkeit – was man als „Fashionista“ tun kann! Natürlich gibt es Frauen, die sich Änderungen nicht zutrauen oder einfach die Zeit dafür nicht finden. Diese sollten sich auf die Suche nach einer geschickten Änderungsschneiderin machen. Lieblingskleider enger oder weiter machen, Röcke oder Hosen kürzen – ein Änderungsschneider oder eine -schneiderin kosten nicht viel und sie schaffen es, so manchem Kleidungsstück ein neues Leben einzuhauchen und es aufzuwerten.

6. Eine Maßschneiderei suchen

In Zeiten der Billigketten und der Wegwerfartikel klingt es nach Luxus und ist es wahrscheinlich auch. Aber suchen wir nicht gerade das? Es gibt sie immer noch: Maßschneidereien, die sich auf Hemden und Blusen spezialisiert haben. Komischerweise nehmen Männer sie viel öfter in Gebrauch als Frauen.

Warum leisten wir uns nicht den Luxus einer Bluse, die speziell auf unsere Figur zugeschnitten ist? Eine Bluse, die am Busen nicht klafft, exakt die richtige Länge hat, dazu den genau für uns passenden Kragen. Darüberhinaus wird sie aus einem Stoff gefertigt ist, der über Jahre hält, sich leicht bügeln lässt und immer gut ausschaut. Warum gönnen wir uns das nicht? Am Preis kann es nicht liegen, denn die Preise liegen im Bereich der hochwertigen Blusen in den Boutiquen und Kaufhäusern. Zudem wird die Näherin angemessen bezahlt, man hat einen Ansprechpartner vor Ort und die kleinen Läden in der Stadt werden unterstützt.

In München habe ich die Maßschneiderei Kuhn ausprobiert https://www.kuhn-masskonfektion.com/Damen/

Leider bis jetzt nur in Zürich möglich, aber absolut einen Besuch wert: Maison Miaki  https://www.miaki.com/pages/made-to-measure

7. Ökolabels als Alternative

Es gibt sie noch, Ökolabels von früher und dazu viele neue junge Marken. Sie verarbeiten Baumwolle ohne Pestizide, legen Wert auf eine nachhaltige Lieferkette und bieten doch schöne tragbare Mode an. Man muss ein wenig suchen, vielleicht abseits des Mainstreams und der gewohnten Pfade. Aber man wird bestimmt fündig. Neben kleinen Läden, die man oft nur durch Zufall findet, habe ich gute Erfahrungen mit Hess natur gemacht. https://www.hessnatur.com/de/damen

8. Vintage und Secondhand

Mode und Nachhaltigkeit – was man als „Fashionista“ tun kann! Der Trend zu Vintage- und Secondhandkleidung ist ungebrochen, gerade in Zeiten der Massenproduktion bei den Ketten. Viel schöner, individueller und aufwendiger verarbeitet erscheinen uns da die gut gepflegten Stücke unserer Mütter und Großmütter. Längst haben Secondhand-Klamotten das miefige Image abgelegt. Ganz nebenbei tut man mit dem Kauf oder Verkauf eines Kleidungsstücks auch etwas für die Umwelt.

Denn was nicht neu produziert werden muss, spart Ressourcen sowohl an Stoffen als auch an Energie. Zusätzlich müssen die Kleidungsstücke nicht über weite Strecken in unsere Läden transportiert werden. Und was gibt es Schöneres als den Gedanken, dass unser heißgeliebtes kleines Schwarze, das uns leider nicht mehr passt, nun eine neue Liebhaberin gefunden hat? Ausprobiert habe ich selbst Momox und kann das nur empfehlen https://www.momoxfashion.com/de/damen Dort kann man sowohl getragene Lieblingsstücke kaufen als auch verkaufen.

Mode und Nachhaltigkeit

Mode und Nachhaltigkeit – was man als „Fashionista“ tun kann! Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meinen Tipps einige Anregungen geben. Statistisch kauft der weibliche Durchschnittsbürger heute 60% mehr Kleidung als vor 15 Jahren und behält sie halb so lange. Sie ist ihm erkennbar nichts wert. Eine Jeans zum Dumpingpreis von aktuell 11 Euro bei Primark – das ist ein Witz, wenn man es mit den Kosten für die Umwelt gegenrechnet.  Was also tun? Im Zweifel hilft nur eines: weniger kaufen, die Kleidungsstücke besser behandeln und länger tragen.

Wie halten Sie es mit Fast Fashion?

Halten Sie sich an kurzfristige Modetrends oder bevorzugen Sie Basics?

Haben Sie schon Secondhand-Teile ausprobiert? Und wie sind Ihre Erfahrungen?

Ihre Meinung interessiert mich sehr – ich freue mich auf Rückmeldungen.

Liebe Grüße

Erika Magdalena Logo

 

 

Die genannten Firmen und Links habe ich selbst ausprobiert und gebe sie weiter, weil ich gute Erfahrungen damit gemacht habe. Ich erhalte hierfür keine Provision.

 

 

 

 

 

11 Kommentare zu „Mode und Nachhaltigkeit – was man als „Fashionista“ tun kann!

  1. Hallo liebe Erika,
    das ist ein wunderbarer Beitrag. Und Deine Tipps sind echt nachahmenswert. Ich selbst kaufe sehr wenig und trage meine Sachen lange, aber ich bin ehrlich, so ab und an rutscht schon auch noch ein Fast Fashion Teil mit rein. Aber ein Umdenken in puncto Ecolabels und Fair produziert hat natürlich auch bei mir schon eingesetzt. Und neuerdings kaufe ich auch Second Hand.
    Allerdings mache ich mir auch über die vielen Menschen und ihre Familien, die von der sehr großen Fashion Industrie leben, Gedanken. Was, wenn jeder so wenig kaufen würde wie ich? Und einige Gedanken mehr. Ein wichtiges aber auch schwieriges Thema.
    Herzliche Grüße aus Nürnberg und schönen Sonntag morgen
    Sigi

    1. Hallo Sigi,
      es freut mich sehr, dass dir mein Beitrag gefällt und natürlich auch, wenn ich Dir hilfreiche Tipps geben konnte!
      Wir sind alle nicht perfekt und wenn ab und zu mal ein Teil reinrutscht, finde ich das verzeihlich.
      Klar, es leben viele Familien von der Fashion-Industrie. Aber muss es fast Fashion sein? Wenn wir weniger kaufen, können wir vielleicht mehr dafür ausgeben und die Näherinnen werden besser bezahlt.
      Es ist ein schwieriges Thema, aber darf sich deswegen nichts ändern?
      Liebe Grüße
      Erika

  2. Liebe Erika Magdalena,
    Nachhaltigkeit – ein Wort was so oft in so vielen Zusammenhängen verwendet wird. Wenn man danach geht, bin ich schon ewig „nachhaltig“. Denn ich trage meine Kleidung wirklich viele Jahre. Ich achte auf Qualität und auf eine zeitlose Schnittführung. Deshalb sind einige meiner Kleidungsstück schon über 5 Jahre vorhanden – und ich ziehe diese auch an.
    Second-Hand, nicht so mein Thema, vielleicht mal bei einer Handtasche oder einer Sonnenbrille. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, mal ein Kleidungsstück gekauft zu haben.
    Einen tollen Tag – und ich freue mich auf unser Treffen :-)!
    Liebe Grüße
    Martina

    1. Liebe Martina,
      das kann ich mir gut bei Dir vorstellen. Denn ich verfolge Deine Reihe mit den Kombinationstipps für 7 Tage schon lange. Dabei entdecke ich auch immer wieder mal ein bekanntes Teil. Aber genau das ist richtig: beim Kauf sorgfältig auswählen und auf Qualität achten. Dann hat man seine Kleidungsstücke lange. Ich sehe das als Gegenentwurf zur „Fast Fashion“.
      Aber darüber können wir gerne später diskutieren….
      Liebe Grüße
      Erika

  3. Liebe Erika, ein sehr schöner Beitrag! Ja, es ist schon schwierig als Fashion Blogger gleichzeitig nachhaltig zu bleiben. Wir sind aber alle kreative Frauen und somit zeigen die meisten von uns immer wieder neue Kombis aus der Kleidung, die man schon hat. Es soll eine Inspiration sein, wie man die Kleidung Neu- Tragen kann. Auch immer mehr Unternehmen arbeiten fairer, leider zu wenige und zu langsam. Ich glaube aber, es wird sich in den nächsten Jahren noch drastisch ändern. Liebe Grüße!

    1. Danke für Deinen zustimmenden Kommentar, liebe Mira. Ja, ich sehe auch mehr und mehr Fashion Bloggerinnen, die sich des Themas annehmen und Alternativen anbieten. Du gehörst auch dazu!

      Hab einen wunderschönen Dienstag mit lieben Grüßen aus München
      Erika

  4. Liebe Erika, was für ein wunderbarer Beitrag und ich würde mir wünschen, dass viele ihn lesen und vor allem auch etwas davon mitnehmen und in ihr Leben integrieren. Es muss ja nicht gleich alles geändert werden, aber wenn wir ein bisschen bewusster auf die Kleidung achten, dann ist schon ein wichtiger Schritt getan. Spontankäufe mache ich in der Regel eigentlich nur mehr ganz selten und auch da wird dann gut überlegt, ob ich dieses Kleidungsstück wirklich oft tragen werde und ob es sich für die verschiedenen Anlässe eignet. Bei Aktionen ist mein Gedanke immer, ob mir das Kleidungsstück auch den vollen Preis wert wäre oder ob es nur der Schnäppcheneffekt ist.
    Hab einen wunderbaren Abend und alles Liebe Gesa

    1. Liebe Gesa,

      danke für Dein Feedback!
      Ja, der Artikel unterscheidet sich von meinen anderen. Aber es war mir ein Anliegen, über Nachhaltigkeit in der Mode zu schreiben. Ich finde nämlich, dass auch wir, die Mode lieben, eine Verantwortung haben. Und ich bin der vollen Überzeugung, dass wir etwas bewirken können. Und sei es nur als gutes Beispiel.

      Es freut mich sehr, in Dir eine Gleichgesinnte gefunden zu haben!

      Einen schönen Abend und liebe Grüße
      Erika

  5. Guten Abend Erika Magdalena,
    vorab einen herzlichen Dank für die regelmäßig interessanten Beiträge auf dieser Seite.
    Zur heutigen Frage: Ich bin kein Fan von Fast Fashion, klingt nach Billig-Mode. Ich mag gute Qualität und ich trage meine ANziehsachen auch ein paar Jahre nach dem Kauf noch gerne. Ein Nachteil ist, dass die Schnitte, die Farben oder / und die Muster nach ein paar Jahren etwas unmodern wirken können. Das ewige Dilemma. Gerade jetzt in der Corona-Zeit habe ich einige ältere Sachen wieder hervor gekramt fürs zuhause Arbeiten oder auch fürs fast leere Büro.
    Liebe Grüße aus Frankfurt
    Max

    1. Halo Max,
      freue mich über die Rückmeldung und das Kompliment. Fast Fashion klingt nicht nur danach, sie ist meist Billigmode!
      Wenn man seine Kleidungsstücke sorgfältig aussucht und nach Qualität sucht, sie dann auch noch ein paar Jahre trägt, ist schon viel gewonnen.
      Den Trick mit den älteren Sachen für zuhause kenne ich auch und ich finde daran nichts Schlimmes. Es erinnert mich an meine Kindheit 😉

      Einen wunderschönen Mittwoch und liebe Grüße aus München
      Erika

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